Montag, 28. März 2011

Kokerei Zollverein










Wer an „Zollverein“ denkt, hat vielleicht in erster Linie die Zeche Zollverein als UNESCO- Weltkulturerbe im Gedächtnis. Doch gehört die Kokerei gleichermaßen mit zu den sehenswerten Kulturdenkmälern. Und ein Besuch dieser alten imposanten Industrieanlage lohnt sich alle Male.

Die Kokerei Zollverein in Essen wurde in den Jahren 1957-61 errichtet. Zu besten Zeiten arbeiteten hier rund 1000 Menschen. Als aber die Stahlnachfrage stark sank, wurde der Betrieb im Jahre 1993 stillgelegt. Im Jahre 2001 wurden Schacht XII und Schacht 1/2/8 sowie der Kokerei Zollverein in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen.

Fast hatte es den Anschein, als würden die Kokereien in Deutschland überhaupt keine Zukunft mehr haben. Doch seit einigen Jahren ist die Stahlnachfrage enorm gestiegen und damit auch der Bedarf an Koks, der nämlich zur Stahlerzeugung benötigt wird. Koks wird aus Kohle hergestellt. Der Kohle wird der Schwefel entzogen und erst nach diesem Prozess kann das erzeugte Produkt, der Koks eben, zur Stahlherstellung verwendet werden.

Aktuell gibt es in Deutschland fünf Kokereien, nämlich im Ruhrgebiet (Bottrop und Duisburg) und an der Saar. Diese Standorte profitieren von der großen weltweiten Stahlnachfrage. Die in Betrieb befindlichen Anlagen wurden und werden modernisiert und erweitert.

Die Kokerei in Essen ist ein gigantisches Anschauungsobjekt für Industriegeschichte. Es lohnt sich diesen Koloss in Augenschein zu nehmen. Der Gang durch das Gelände ist kostenlos. Gegen Entgelt werden aber auch Führungen angeboten.


Nähere Informationen im Internet:

http://www.zollverein.de/index.php?f_categoryId=663 (unter Besucherportal)

http://www.industriedenkmal-stiftung.de/docs/5902264028140_de.php

http://www.industriedenkmal-stiftung.de/docs/397089226433_de.php

Freitag, 25. März 2011

Roncalli – Zauberhafte Circuswelt

Zu Beginn ist da der arme Schlucker, der wenig begeistert die Manege fegt. Doch dann darf er in die ersehnte Rolle des Cirusclowns schlüpfen. Noch im Circusrund wird er an einem eilends aufgestellten Schminktischchen zurecht gemacht. Er bekommt ein Clownskostüm und auch die natürlich viel zu groß geratenen Clownsschuhe. Jetzt ist er Clown und die Vorstellung kann beginnen. Er begleitet wundervolle Künstler und Akrobaten, mit denen er ebenso seine Späße treibt, wie mit seinen Clownkollegen und natürlich mit dem Publikum. Das Publikum ist durch atemberaubende Luftakrobaten, unglaubliche Bewegungsakrobaten, tanzende Pferde, Jongleure, Kraftakrobaten in die Magie des Zirkus eingefangen. Der Clown ist sozusagen das Bindungsglied zwischen den Welten. Die akrobatischen Darbietungen setzen jeden in Staunen. Der Bewegungskünstler verdreht seinen Körper zu grotesken Formen und verschwindet zuletzt in einer Röhre. Der Balljongleur hantiert mit fünf großen Bällen gleichzeitig. Da würde jeder Fußballprofi vor Neid erblassen. Der Kraftakrobat stützt sein Körpergewicht minutenlang nur auf seinen Händen, häufig genug nur auf einer Hand. Es reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt. Aber es sind nicht die Höchstleistungen allein. Es ist das spielerische Element, die Poesie, die häufig auch der Clown vermittelt. Aber auch die beiden Luftakrobaten erzählen mit ihrer Darbietung eine eigene Geschichte. Das Publikum wird an vielen Stellen eingebaut und ist Teil des Programms. So gibt es eine Opernparodie mit Laiendarstellern. Der Clown mimt den Regisseur. Das klappt spontan, weil die Darsteller gekonnt in Szene gesetzt werden. In der Circusmanege scheint jeder irgendwie komisch zu wirken.

Die Zeit verrinnt wie im Fluge. Zum Schluss treten alle Darsteller vors Publikum um sich zu verabschieden. Sie werden mit stehenden Ovationen minutenlang gefeiert. Schade, dass es schon zu Ende ist. Das Publikum macht sich fast schon zum Aufbruch bereit. Da verändert sich nochmals das Bühnenbild. Der Clown tritt jetzt allein in die Manege. Er setzt sich an das Schminktischchen, das wieder aufgestellt ist. Abschminken ist angesagt. Die Show ist zu Ende. Melancholie macht sich breit. Das Clownskostüm wird abgelegt. Die Schuhe werden wieder gewechselt. Die Show ist zu Ende. Der Besen wird wieder in die Hände genommen. So ist das Leben.

Doch dieser Circus wirkt nach, bleibt unvergeßlich.

Die Jubiläumstournee "35 Jahre Circus Roncalli" in Recklinghausen geht am Sonntag (27. März 2011) zu Ende. Wer nicht da war hat was verpasst.Die Tournee von Roncalli führt jetzt nach Bonn und Aachen, aber auch nach Salzburg und Wien.

Montag, 21. März 2011

Trommeln für Atomausstieg

Die Reaktorkatastrophe nach dem schweren Erdbeben und dem Tsunami hat in Deutschland der Antiatombewegung Auftrieb verliehen. Eine große Mehrheit der Menschen ist entsetzt, weil sich in Japan zeigt, dass das Restrisiko der Atomenergie nicht lediglich eine rechnerisch zu vernachlässigende Größe darstellt. In Japan zeigt sich vielmehr, dass von dem Betrieb von Atomkraftwerken eine reale Gefahr ausgeht, die von Menschenhand letztendlich nicht beherrschbar ist. In Recklinghausen hatte Attac, die beiden großen christlichen Kirchen, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu einer Kundgebung für den Ausstieg aus der Kernenergie in die Recklinghäuser Innenstadt eingeladen. Etwa 500 Teilnehmer waren diesem Aufruf gefolgt; das ist eine Resonanz die für das politisch beschauliche Recklinghausen sehr beachtlich ist. Einhellige Forderung: Ausstieg aus der Atomindustrie jetzt.

Donnerstag, 10. März 2011

Was Integration???

Der DFB wirbt in einem Spot für mehr Toleranz und gegen Fremdenhass. Gezeigt werden Familienangehörige von Nationalspielern, die offensichtlich aus aller Herren Länder kommen. Am Schluss steht die Frage: "Was Integration?" Der DFB will damit zum Ausdruck bringen, dass die Nationalmannschaft für Toleranz steht und dass Sport Menschen unterschiedlichster Herkunft einander näher bringt. Sicher eine gute und sinnvolle Aktion. Doch manchmal holt die Realität uns bei unseren guten Vorsätzen und unserem Verständnis für die Problematik ein. Folgend dazu ein kleines Beispiel.

Aus einer Kundenanfrage (so verändert, dass auf den Autor und dessen Herkunft keine Rückschlüsse möglich sind):

"Sehr Gehrete Damen und Heren Ich bitte um anladung zu ihre böherde wegen mein antrag für füroschein dise sache emitelt RA b… aus H….Zu zait bin ich in haft aber balt meine strafe ist ende 07092018 Meine Ostische füroschein lasen umschreiben auf deutsch.Wen zi schiken mich nahweis dan kan ich bekomen 150euro für di reise nach Reklinghausen und behtsalen gebur 70euro Das ist für mich ganz wichtig nach den haft kan ich arbeit bekomen.Danke"

„Deutsche Sprachkenntnisse“ sind vorliegend ja wohl irgendwie vorhanden. Allerdings sollten diese für die erstrebte Arbeitsaufnahme nicht im Vordergrund stehen.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: sicher gibt es nicht wenige Menschen die trotz eines Migrationshintergrundes über gute Deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Doch dürfte die Anzahl derer mit Sprachproblemen ungleich größer sein. Wahrscheinlich ist unsere Gesellschaft auch aus diesem Grunde mit dem Thema Integration restlos überfordert.

Dienstag, 8. März 2011

Rosenmontag - (fast) ohne Gnade

Nicht jeder mag sich über die Karnevalstage eine Pappnase aufsetzen. Der krasseste Karnevalstag im Ruhrgebiet, welches ja keinesfalls eine Karnevalshochburg ist, ist der Rosenmontag. Wer den Trubel nicht mag nimmt am besten Reißaus. So fahre ich Mittags mit dem Linienbus in Richtung Herne Bahnhof. Doch schon der Bus ist voller Narren. Die erkennt man an den Kostümen und an den mitgeführten Flaschen, die in aller Regel hochprozentiges enthalten. In Herne auf dem Bahnsteig führt das eine Gleis nach Dortmund, das andere in die Karnevalshochburg Düsseldorf. Drei torkelnden Jugendlichen ist das wohl nicht (mehr) ganz klar und erst in letzter Sekunde springen sie dann doch auf den Zug nach Düsseldorf

In der Dortmunder Innenstadt ist eine komische Stimmung. Zunächst einmal ungewöhnlich viel Polizei ab Hauptbahnhof, merkwürdig verkleidete Zeitgenossen und die Geschäft sind dunkel. Dafür gibt es eine Karnevalskirmes. Hellau!!!

Auf nach Essen, mit nur noch wenig Hoffnung, die spätestens dann widerlegt ist, als zwei fast nackte (oder sollte man sagen beknackte) Männer im Stringtanga durch den Bahnhof laufen. Die Essener Innenstadt ist mit geschlossenen Geschäften genauso steril wie die Dortmunder. Nichts wie nach Hause!

Recklinghausen 250 m vor dem Bahnhof: der Zug wird gestoppt wegen Personen auf den Gleisen. Ta - taaa!!! Vor dem Bahnhof stehen drei Mannschaftswagen der Polizei. Ob die Ordnungshüter immer ihren Spaß hatten?

Endlich im Bus, die Linie 213, proppenvoll. Mensch, was ist das hier fröhlich. Ganz Aolt Surk ist vertreten und schmettert Suderwicher Liedergut, gekonnt begleiter von einem Gitarrenspieler. Jetzt ist Karneval Life! Aber immerhin, das ist jetzt echt und die Leute haben ihren Spaß dabei. Und als sie ihre Endstation in Suderwich erreichen, bedenken sie auch noch den tapferen Busfahrer mit einem dreifachen "Surk Hellau,...tatütata" und wünschen ihm eine gute Weiterfahrt bis in die Antarktis.

Samstag, 5. März 2011

Der Führerschein aus Paragay

In dieser Woche habe ich eine Email aus Paragay bekommen. Der Fragesteller, ein Deutschstämmiger aus dem Kreis Recklinghausen wollte wissen, wie es um die Gültigkeit eines paragayischen Führerscheins in Deutschland bestellt ist.

Die Fahrerlaubnis-Verordnung sagt dazu verkürzt folgendes: 6 Monate kann davon in Deutschland Gebrauch gemacht werden. Danach, wenn man bei uns einen ordentlichen Wohnsitz begründet hat, ist das gute Stück aus Südamerika allerdings wertlos. Eine Umschreibung geht nur, wenn die in Deutschland erforderlichen Prüfungen abgelegt werden. Von dem Erfordernis einer Ausbildung sieht die deutsche Fahrerlaubnisverordnung ab.

In Paragay ist das mit dem Führerschein wohl etwas einfacher als bei uns. Man geht zu den zuständigen Behörden, zahlt 15,50 Euro und bekommt die Fahrerlaubnis. Verkehrsregeln? Auto schon mal von innen gesehen? Spielt in Paragay alles keine Rolle, mit Ausnahme der Hauptstadt Asunción.Andere Länder, andere Sitten!

Da wären wir in Deutschland doch reichlich blauäugig, wenn wir so einen Lappen auch nur vorübergehend anerkennen würden, schrieb mir der freundliche Fragesteller aus Paragay zurück. Das kann man wohl so sehen. Allerdings, unterm Strich ist es so leicht dann allerdings auch nicht. Denn wer eine theoretische Fahrprüfung absolvieren will, muss Kenntnisse von dem Prüfungsstoff haben oder erwerben. Und mit der praktischen Fahrprüfung tut man sich vielleicht auch etwas leichter, wenn man vorher in Deutschland ein paar Fahrstunden genommen hat. Bleiben aber immer noch die ersten 6 Monate Übergagszeit.

Paragay:
Binnenstaat in Südamerika
Fläche: 406.752 km²
Einwohnerzahl: 6.375.830
Hauptstadt: Asunción (500.000 Einwohner)
Jahresdurchschnittstemperatur: 25,4 Grad
Kfz-Kennzeichen: PY